Der Meister und Margarita

Allgemein, Schauspiel

 

Michail Bulgakov | Staatstheater Stuttgart | 2011

Dramaturgie: Christian Holtzhauer
Musik: Jens Dohle
Bühne: Volker Hintermeier
Kostüm: Andy Besuch
Fotos: © Cecilia Gläsker





»Theater auf dem Höhepunkt seiner multi-medialen Möglichkeiten. Und das ganz ohne sinnentleerten elektronischen Schnickschnack. Jeder Einfall ordnet sich streng dem durchdachten Gesamtkonzept unter.

So viel optischer Aufwand verlangt auch immense Kraftakte von den Schauspielern, die das gesamte Ensemble virtuos spielerisch einbringt. Es gibt zwar einen Star, aber keinen, der die anderen an die Wand spielt. Corinna Harfouch kann zeigen, warum sie gerade auch auf der Bühne eine exzellente, nuancenreiche Schauspielerin ist, aber sie legt ihre Rolle als Teufel in Gestalt des mysteriösen Professors Voland immer ernsthaft und diszipliniert an. Bei ihr trägt der Teufel nicht Prada, sondern je nach Bedarf einen braunen Zweireiher, Küchenschürze, Perücke, Corsage und Strapse. Und sie singt auch noch „Sympathy for the Devil“.

Regisseur Christian Weise, der Corinna Harfouch schon vor Jahren in Stuttgart als Don Quichotte so wirkungsvoll in Szene zu setzen verstand, hat sich mit dieser Bulgakow- Dramatisierung einmal mehr als bildstarker Bühnenzauberer gezeigt, im Stile durchaus einem frühen Frank Castorf zur Ehre gereichend. Christian Weises Spiel ist laut und schrill, viel Blut und nackte Haut sowie eine Spieldauer von dreieinhalb Stunden fordern vom Zuschauer einiges ab. Aber bis auf eine einzige, nur wenige Minuten dauernde, zu blass gebliebene Varieté-Szene hat die Regie das so schwierige Roman-Puzzle kunstvoll und intelligent zusammengefügt. „Pleased to meet You“ heisst es in „Sympathy for the Devil“. Danke, die Freude des Kennenlernens war unsererseits und unüberhörbar auch im Publikum.«

Wolfgang Bager, Südkurier