Woyzeck

Allgemein, Schauspiel

Georg Büchner | Anhaltisches Theater Dessau | 2011

Dramaturgie: Maria Linke
Musik: Jens Dohle, Christoph Reuter
Bühne: Christian Weise
Kostüm: Silvia Maradea



»Die Körperlichkeit der Dessauer Büchner-Inszenierung von Christian Weise hat etwas Bedrängendes, Drastisches. Sie ist die stärkste Waffe der Regie. Mit ihr wird man regelrecht malträtiert, was nicht angenehm ist und dem Abend von der ersten Minute an alle Repertoiregemütlichkeit austreibt.

Christian Weise legt wenig hinein in das Stück; lieber holt er heraus. Er gibt den rohen Büchner, das radikale junge Genie, dem dieser Text „mit Dreiundzwanzig passiert ist“, wie der im Programmheft zitierte Heiner Müller formulierte. Minimalistisch und leicht in das historisierende Licht eines vorgestrigen Jahrmarkttreibens mit Schaustellern und Körpersensationen gerückt, zeigt er die Tragödie einer Welt, die gespenstisch, banal und blutig scheitert, die nicht sein kann ohne einen Untersten, der in seiner Not außer sich gerät und tötet.

Auf konkrete politische Aufladungen (…) hat es die Regie nicht abgesehen. Und doch deutet sie etwas an. In großflächigen Diaprojektionen, die eine völlig entvölkerte Welt der Städte und der Waren zeigen, eine Geisterkultur ohne Leben, rätselhaft zum Artefakt geronnen, wird ein Bezug zur Gegenwart eröffnet. Irgendwo dazwischen, in den schwer auszumachenden Untiefen zwischen unserer Natur und Kultur, spielt dieser garstige, schroffe Büchner-Abend.

Ralf Gambihler, Nachtkritik