William Shakespeare | Staatstheater Stuttgart | 2011
Bearbeitung von Paul Brodowsky
Dramaturgie: Christian Holtzhauer
Musik: Jens Dohle, Falk Effenberger, Steffen Illner
Bühne: Jo Schramm
Kostüm: Andy Besuch
Fotos: © Cecilia Gläsker
»Doch spätestens wenn der Moralist Angelo der unschuldigen Klosterschwester Isabella ein unmoralisches angebot macht und er ihr dafür die Begnadigung ihres wegen Unmoral zum Tode verurteilten Bruders in Aussicht stellt, schwingt sich Weises Inszenierung zu fantastischen Höhen hinauf. Mitten im Witz, mitten aus der platten Albernheit heraus tut sich die kunstvolle Vielschichtigkeit in Shakespeares Komödie auf, ergeben sich grandiose Kabinettsstückchen für die Schauspieler Wenn die Hanswurste über leben und Tod philosophieren, dann verschmelzen in Weises vermeintlichem Klamauk plötzlich auf wunderbare Weise Shakespeare und die Commedia dell’Arte. Ausstatter Andy Besuch unterstreicht das noch mit den passenden Kostümen. Am Ende schliesslich lässt der Herzog die Puppen tanzen, aale sind nur Marionetten in seiner Hand. Ein liebevoll-reizendes Spiel.
Das Publikum trampelt und jubelt, dankt Holger Stockhaus für dessen hölzern-spießigen Angelo, dem nicht nur mit seinem brunftigen Dressurritt ein grandioser Auftritt gelingt, es dankt Martin Leutgeb, der in der Rolle der Puffmutter Madame Oberweite deren Name alle Ehren macht und mit viel Wiener Schmäh Alleinunterhalter-Qualitäten beweist, und es liegt Elmar Roloff zu Füßen, der als geschmeidiger Herzog durch die Handlung führt, halb Conferencier, halb Shakespeare-Narr. Auch das übrige Ensemble durfte sich ebenso wie Christian Weise für einen kurzweiligen schrillen Shakespeare-Abend feiern lassen. Sie haben alle Shakespeare die Treue gehalten. So schön kann Werktreue sein.«
Wolfgang Bager, TAZ