Rocco und seine Brüder

Allgemein, Musiktheater

 

Luchino Visconti | Deutsches Nationaltheater Weimar | 2016

Theaterfassung von Beate Seidel & Christian Weise · Mit Texten von Oscar Olivo und dem Spielensemble · Koproduktion mit dem Musiktheater des DNT

Dramaturgie: Beate Seidel
Komposition & musikalische Leitung: Jens Dohle
Bühne: Martin Miotk
Kostüm: Andy Besuch
Fotos: Luca Abbiento

 
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar

»Christian Weise und seine Dramaturgin Beate Seidel (haben) eine, ich nenn es mal totale Theaterfassung aus dem alten Visconti- Film […], die diesen Streifen mehr als anständig behandelt und ein zu Hirn und vor allem Herzen gehendes Plädoyer für Mitmenschlichkeit in unserer Zeit ist. Also ich bin lange nicht mehr so glücklich aus einem Theater gegangen, wie nach diesem Abend in Weimar. […] viel mehr geht eigentlich auf einer Bühne nicht. Und viel besser, als Christian Weise das alles in Szene gesetzt hat, geht es auch nicht. Man erlebt einfach die schwer herzustellenden spartenübergreifende Spielfreude und Engagement vom Feinsten. […] Ein Plädoyer für das Miteinander. […] Und das schöne daran ist, dass hier nichts abstrahiert wird. Hier gibt es keine erhobenenen Zeigefinger von Theatergutmenschen, sondern ein Ensemble, dass uns A – eine alte Filmgeschichte zu diesem Thema erzählt und B seine eigenen Biographien. Dazu kommt es nämlich auch. Denn nicht Oscar Olivo ist aus weiter Ferne nach Weimar gekommen. Die großartige Dascha Trautwein, sie spielt die Mutter Parondi, kommt aus Kasachstan, das schauspielerische Naturereignis Krunoslav Sebrek ist Kroate mit Schweizer Pass, sein Kollege Nahuel Häfliger in Buenos Aires geboren, die Opernsängerin Larissa Krokhina kommt aus Russland, ihr Partner Jeasig Lee aus Korea, der Dirigent aus Kuba. Und sie alle erzählen uns ihre Geschichte des Herkommens nach Deutschland. Eingebettet und geschickt verknüpft in die Story von Rocco und seinen Brüdern. So entsteht ein zutiefst menschlicher, die Herzen öffnender Abend, der künstlerisch dabei total ambitioniert ist. Der Filmelemente, Musik, Gesang, Slapstik und Schauspiel wunderbar fusioniert und angesichts des dramatischen Endes sogar eine, ja christliche Botschaft bereithält.

Mit einem Choral erinnern Opernchor und alle Mitwirkenden an Jesus Christus, der für uns alle am Kreuz gestorben ist. Und für alle, die das nicht glauben, sagt einer der Rocco-Brüder als letzten Satz: Ich weiß, dass das Leben aufrichtiger sein wird. Und besser. Und besser, finde ich, kann man den Satz: „Wir schaffen das“ – nicht übersetzen. Ein großer Abend in Weimar. Für Zweifler und Optimisten in dieser Sache gleichermaßen. Theater auf dem Höhepunkt der Zeit.«

Wolfgang Schilling, MDR Kultur

Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar

»Diese Inszenierung ist etwas Erstaunliches. […] „Rocco und seine Brüder“ am DNT WEimar ist so etwas wie Autorentheater. Will sagen, eine Textfassung, die nur dieser Inszenierung, nur ihren Intentionen zugeeignet ist. Christian Weise und Beate Seidel übersetzen das Pathos des Neorealismus in das der Bühne, der Oper, wo es selbstverständlich Heimatrecht genießt. Und schaffen zugleich eine zitierende, auch parodierende Hommage an den Film, der ihnen nur die Folie ist für eben dieses Thema, die Heimat. Die Frage, wo sie zu Hause sind. Auf der Bühne allemal, mit viel Freude.
Hier geht, meistens, viel theatrale Fröhlichkeit um, und Fröhlichkeit ist eben nun nicht die Grundgestimmtheit von Viscontis Film. Dessen Geschichte ist hier nur der Vorwand, der Trampolin, zu dem, was sie erzählen wollen. Parallel zu der Rocco- Geschichte wird die von ihm selbst erzählte Geschichte Oscar Olivos geführt, geboren in New York als Sohn domenikanischer eltern, unterwegs auf deutschen Bühnen. Und irgendwann sagt Simone „Stopp“ und dann erzählen die Künstler ihre persönlichen Geschichten von Heimat. […] Und das ist das eigentlich merkwürdige dieser auf hohem Niveau unterhaltsamen knappen zwei Stunden: Hier, in den privaten Statements ist das Thema des Abends present, hier berührt es. Denn der Preis der Patchwork-Fröhlichkeit, mit der die Rocco-Geschichte erzählt wird, ist natürlich eine emotionsfreie Beiläufigkeit. ein sehr überzeugender Abend, dessen Stärke Struktur und Ensemble sind.«

Hendryk Goldberg, Freies Wort

Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar
Christian Weise Rocco und seine Brüder Weimar